05.09.2021 – Dennis Lämmerhirt meistert Hölle von Q

Hier sein Rennbericht:

Doch was ist die Hölle von Q(uedlinburg)?

Triathleten quälen sich gern und wo geht das besser als in einer Region, die mit Hexen, Teufeln und sogar der Hölle aufwarten kann? Die Hölle ist eine Kopfsteinpflasterstraße in Quedlinburg, die kurz vor dem Ziel durchlaufen wird.

Zudem ist die Hölle von Q ein Mitteldistanztriathlon im Harz mit 2 km Schwimmen, 83 km Radfahren und 21.1 km Laufen und insgesamt 1600 Höhenmetern. Dieses Jahr war die Radstrecke auf Grund einer Baustelle 7 km länger und, wie sollte es anders sein, mit extra Höhenmetern versehen.

Besonders:

Eine logistische Herausforderung für den Veranstalter sind die beiden Wechselstellen an verschiedenen Orten. Für den Athleten ist dies aber eine schöne Abwechslung.

Das Einchecken und Einrichten der 1. Wechselzone (Schwimmen zum Radfahren) am Ditfurter See fand bereits am Samstag, den 04.09.21 statt. Die Laufsachen für die 2. Wechselzone wurden mit viel Vertrauen in einer nummerierten Kiste, welche der Startnummer entspricht, an einen LKW übergeben, der diese dann nach Thale fährt.

Übernachtet habe ich in einem Hotel in Quedlinburg. Aufstehen um 4 Uhr morgens, kurzes Frühstück und mit einem Gefühl aus Vorfreude und Prüfungsangst ging es zum Startort. Um 6 Uhr wurde die Wechselzone geöffnet, kurzes Checken des Rades, Wechselsachen bereitlegen, Neoprenanzug anziehen und auf zum Start. Die trocknen Sachen für nach dem Wettkampf wurden in einem Beutel abgegeben, damit diese zum Ziel in Quedlinburg transportiert werden konnten.

Der Startschuss fiel um 06:38 Uhr bei einer Außentemperatur von 8°C und einer Wassertemperatur von 19°C. Corona-bedingt nicht als Massenstart, sondern in Wellen zu je 4 Triathleten mit einem Abstand von 10 Sekunden.

Die Schwimmstrecke ist schön. Es wurde eine 2 km – Runde im Kiessee Ditfurt geschwommen. Höhenmeter: keine.

Aber: Es hat sich eine Nebelwand gebildet mit einer Sichtweite von vielleicht 10 – 20 Metern. Die Bojen waren somit nicht mehr zu erkennen. Ich habe mich nur an den Vordermännern orientiert, in der Hoffnung: sie schwimmen richtig. Alle 100 war jemand mit einem Sub oder Kajak an der Schwimmstrecke und haben gelotst. Einmal wurden wir zurückgepfiffen, weil wir falsch geschwommen sind. Manchmal gingen die Gedanken Richtung „The Fog – Nebel des Grauens“.

Dennoch ging ich mit einer guten Schwimmzeit von 0:32:41 h in die Wechselzone.

Neopron aus, abtrocknen, Radtrikot, Armlinge, Radschuhe, Startnummernband und Helm anziehen und Fahrrad schnappen.

Von hier aus ging es auf die 90 km lange Radstrecke. Diese ist schön und hart. Anfänglich wellig geht es durch das Harzer Vorland über die Teufelsmauer in den Harz.

Zuerst die Rosstrappe hinauf und hinunter auf sehr schlechten Asphalt nach Thale.

Ab jetzt geht es ans Eingemachte. Auf den verbleibenden 40 km fallen 900 Höhenmeter an.

Es geht eine Wendepunktstrecke hinauf mit bis zu 14%-Steigung zum Abzweig Hexentanzplatz und weiter bis Friedrichsbrunn und zurück. Diese Schleife ist 2x (in Worten: zweimal) zu durchfahren.

Ein wahrer Hexentanz.

Höhenmeter: 1460.

Die ersten Kilometer waren sehr kalt, mit dem nassen Triathlon-Einteiler auch kein Wunder, aber bei dem Sonnenaufgang über dem Nebel malerisch schön.

Nach den ersten Minuten habe ich meine Füße nicht mehr gespürt, aber egal, dafür habe ich an den Anstiegen nicht so viel geschwitzt. Die Straßenkreuzungen waren sehr gut durch die Polizei und Bundeswehr abgesichert, denn nur die Teilabschnitte über die Rosstrappe und zwischen Thale und Friedrichsbrunn waren für den Verkehr gesperrt. Ansonsten musste nach STVO gefahren werden.

Nach der letzten Abfahrt nach Thale, hieß es am letzten Wendepunkt rechts zum Rathaus und nicht nochmal links, denn niemand möchte den Berg ein drittes Mal hoch.

Die Zeit für die Radstrecke: 2:59:22h.

Kurz vor der Wechselzone wurde ich durch meine Familie angefeuert, die sich am frühen Sonntagmorgen aus Ecklingerode auf den Weg gemacht hat, um mich zu unterstützen.

Auf dem Rathausplatz befand sich die 2. Wechselzone, hier wurde zum Laufen gewechselt.

Die am Vortag abgegebene Box mit den Laufsachen befand sich auch am richtigen Radständer: Rad abstellen, Laufschuhe an, Laufcap auf, Startnummer nach vorne, zwei Gels geschnappt und los geht’s auf den Halbmarathon. Mittlerweile ist die Temperatur bei wolkenlosem Himmel auf 20°C gestiegen und so langsam spüre ich meine Füße wieder.

Die 21.1 km sind schön und bieten wunderbare Aussichten. Vor allem das Umrunden der Teufelsmauer gibt einen das Gefühl vor eine Wand zu laufen. Auf den ersten Kilometern durch Thale ging es über Kopfsteinpflasterpassagen in Richtung Teufelsmauer und dessen Umrundung. Bei Kilometer 9 wird hierbei die Warnstedter Mühle passiert, eine Windmühle, die noch intakt ist. Nachdem die Teufelsmauer bei Kilometer 13 umrundet ist, wurde Neinstedt passiert. Hier wartet auf die Athleten ein Hotspot mit einer Blasmusikkapelle und vielen Zuschauern, die nochmal zusätzlich motivieren, bevor es seelenruhig an der Bode entlang zur Weltkulturerbestadt Quedlinburg geht. Das Highlight wartet zum Schluss auf: Auf den letzten beiden Kilometern ging es dieses Jahr über groben Kopfsteinpflaster zuerst den Münzenberg mit seiner Leichentreppe hinauf und dann weiter über den Schlossberg und der historischen Altstadt mit seiner Hölle zum Ziel auf dem Marktplatz. Hier wurde ich von sehr vielen Zuschauern und meiner Familie herzlichst empfangen.

Höhenmeter: 150.

Für den Halbmarathon habe ich 1:38:25h benötigt.

Am Ende habe ich einen guten 22. Platz in der Gesamtwertung belegt mit einer Gesamtzeit von 5:16:21h. Insgesamt haben an der Einzelwertung 134 Männer und 29 Frauen teilgenommen, bei der Staffelwertung waren es 89.

Fazit: Die Hölle von Q ist ein Erlebnis und empfehlenswert für all die Triathleten, die gerne Berge fahren. Trotz Corona haben die Veranstalter einen reibungslosen Wettkampf auf die Beine gestellt und uns Triathleten die Normalität eines schönen Wettkampfes mit allen Höhen und Tiefen, Schmerzen und Freudetränen zurückgegeben. Dafür mein herzlichster Dank.

Auch danke ich meiner Familie, die in den letzten Monaten mir die Zeit für das Training gegeben hat und mein Rückhalt war.

Nun heißt es regenerieren, alles nachholen was auf der Strecke geblieben ist und dann…ja dann steht das nächste Ziel für 2022 schon fest, der Ironman des Nordens, der Ostseeman.

Autor: Dennis Lämmerhirt